Reichweite, Streckenanalyse, Lademöglichkeiten, Fördermittel – Kunden auf dem Weg in die eMobilität umfassend zu unterstützen ist die Aufgabe von Mercedes‑Benz Trucks eConsultants wie Jan Wohlmuther. Ein Interview zu den wichtigsten Fragen rund um den Start mit dem eActros.
Start in die Zukunft.
Herr Wohlmuther, aus Ihrer Erfahrung als eConsultant heraus: Was interessiert Ihre Kunden als Erstes?
Wenn unsere Kunden über den eActros sprechen, dann ist das Thema Reichweite einer der wichtigsten Punkte, über die wir uns unterhalten. Wir aus dem eConsulting helfen dann bei der Reichweitenanalyse sowie beim Gesamtkonzept inklusive finanzielle Analyse für den erfolgreichen Start in die Elektromobilität mit unseren Lkw, den eActros 300 und eActros 400. Im nächsten Schritt unterstützen wir unsere Kunden auch in der Umsetzung der Koordination von Infrastrukturprojekten und natürlich der Implementierung der Fahrzeuge in die Flotten.
„Das Thema Reichweite ist einer der wichtigsten Punkte, über die wir uns unterhalten.“
Können Sie das einmal genauer schildern?
Der erste und wichtigste Schritt ist die technische Analyse, in der wir uns anschauen, welche Routen auf Basis der Leistung unserer Fahrzeuge erreichbar sind. Der eActros 300 erzielt Reichweiten bis 300 Kilometer, unser eActros 400 sogar bis zu 400 Kilometer. Das ist abhängig vom Beladungszustand, der tatsächlichen Route, der Topografie, dem Fahrverhalten und weiteren Faktoren wie der Temperatur. Für unsere Kunden ist es dann besonders wichtig, dass wir uns ihren speziellen Fall ansehen. Das sind sowohl historische Routendaten als auch geplante Routendaten. Dafür haben wir auch IT‑Tools, die uns unterstützen, um eine möglichst präzise Voraussage der Reichweiten treffen zu können.
„Mit unseren Partnern Engie und Siemens erstellen wir ganzheitliche Lade‑Konzepte, abgestimmt auf die örtlichen Gegebenheiten.“
Wie geht es dann weiter?
Aus dem Reichweitenkonzept ergibt sich eine ideale Ladeinfrastruktur, die es benötigt, um dieses Konzept auch umzusetzen. Konkret: Hat man zum Beispiel eine ganze Nacht Zeit zum Laden, reicht eine niedrigere Ladeleistung, beispielsweise 50 kW. Möchte man zwischen den Touren eine schnelle Zwischenladung erreichen, werden bis zu 160 kW Ladeleistung benötigt.
Mit unseren Partnern Engie und Siemens erstellen wir ganzheitliche Konzepte, die die Ladeinfrastruktur berücksichtigen, aber auch die örtlichen Gegebenheiten. Das kann bedeuten, dass wir Ladesäulen im Kundendepot platzieren. Das kann aber auch bedeuten, dass wir Solaranlagen, Batteriespeicher oder eine intelligente Integration ins Gebäude-Energiemanagement vorschlagen, um Gesamtkosten zu minimieren oder einen Netzausbau eventuell ganz zu vermeiden.
Was hat es mit dem Netzausbau auf sich?
Die benötigte Leistung für das Laden aller eActros in einer Flotte kann relativ hoch werden. Wir reden von mehreren Hundert Kilowatt bis in den Megawatt-Bereich. Dann muss oft ein Ausbau der Anschlusskapazität beim Netzbetreiber beantragt werden. Baulich kann das bedeuten, dass ein Trafohäuschen zu errichten ist. Das kann aber auch so weit gehen, dass an der nächsten Umspannstation ein neues Kabel bis in den Betriebshof gelegt werden muss. Das hängt alles von der benötigten Ladeleistung und Anzahl der Lkw ab.
Mit welcher Vorlaufzeit muss man rechnen?
Ein Infrastrukturprojekt für die eActros dauert zwischen sechs und zwölf Monate, wenn sich der Netzausbau vermeiden lässt. Ist das nicht zu umgehen, kann es je nach Region in Europa unterschiedlich lange dauern. Da sind 18 bis 24 Monate nicht unüblich.
„Natürlich werden wir unsere Kunden auch nach dem Kauf nicht alleinlassen.“
Die anfallenden Kosten spielen sicher auch eine große Rolle?
Wenn das technische Konzept steht, gehen wir im nächsten Schritt auf die finanzielle Analyse. Dabei geht es darum, die Gesamtkosten zu optimieren. Beispielsweise durch die Vermeidung des Netzausbaus oder durch den intelligenten Einsatz von Fördermitteln und den Kostenvergleich zu anderen Antriebstechnologien wie Diesel. Unser Ziel ist, dass jeder Kunde für sein Geschäftsmodell die beste Lösung zum günstigsten Preis bekommt.
Ist staatliche Förderung möglich?
Das Thema Fördermittel ist ein wichtiges Instrument beim Übergang in den emissionsfreien Transport. Allerdings ist die Fördermittellage in Europa sehr divers. Die Regionen nutzen unterschiedliche Mittel und Wege, das kann zum Beispiel eine Barkaufförderung sein, das kann aber auch eine Mauterleichterung sein oder ein steuerlicher Vorteil, sodass wir das pro Kunde, pro Depot und pro Anwendungsfall individuell analysieren und optimieren.
Nehmen wir an, die Kaufentscheidung ist gefallen …
Natürlich ist es unser Anspruch und auch unser Ruf, dass wir unsere Kunden danach nicht alleinlassen. Wir tun dies, indem wir mit unseren Partnern die Kunden bei den Bauvorhaben zur Infrastruktur unterstützen, indem wir die Fördermittelbegleitung übernehmen und indem wir durch Training und IT den gesamten Betrieb unserer Kunden vorbereiten auf den ersten Tag, an dem ein eActros in ihren Fuhrpark kommt.
Fotos & Video: Jan Potente