Sternzeit: 1962.
Transport Magazin

Sternzeit: 1962.

Das erste «Mercedes‑Benz Transport» erscheint.

Praxisnah und Europa im Blick: Schon für die erste Ausgabe «Mercedes‑Benz Transport» aus dem Jahr 1962 geht die Redaktion auf Reisen und hat überzeugende Lösungen im Einsatz zusammengestellt.

Die Redakteure nennen ihr neues Magazin liebevoll «Schrift», der Look ist schwarz-weiss und rot – 1962 erscheint die erste Ausgabe von «Mercedes‑Benz Transport». Mit dem erklärten Ziel zum «Erfahrungsaustausch mit den Transportunternehmern, mit Besitzern und Fahrern von Nutzfahrzeugen und mit verantwortlichen Mitarbeitern kommunaler oder privater Fuhrparks in aller Welt», so die Redaktion. Ein Rückblick auf das erste Heft.

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Modern? Keineswegs. Zuverlässig? Absolut! Der L 3000 von Jakob Horvat hat 1962 nicht nur über 20 Jahre auf dem Buckel, sondern allein in Horvats Besitz zugleich 2.239.000 Kilometer auf den oft rumpeligen Strassen des damaligen Jugoslawiens weggesteckt. Horvat hatte ihn 1940 gekauft, erst mit Diesel gefahren und zwei Jahre später aufgrund des Dieselmangels umgestellt auf Holzgas-Betrieb. Da hatte das Fahrzeug schon 261.000 Kilometer geleistet und bleibt mit nur zwei nennenswerten Reparaturen in all den Jahren seinem Besitzer treu. Dass Horvat am Fahrzeug hängt, ist unzweifelhaft: «Alle Originalteile, die bei den Reparaturen ausgewechselt wurden, sind noch in meinem Besitz», sagt er. Vielleicht läuft der L 3000 auch heute noch?

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Ein gutes Team: Jakob Horvat hat den L 3000 im Jahr 1940 gekauft.

2239000

Kilometer in 22 Jahren: der L 3000 von Jakob Horvat.

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Über viele Jahre leicht an dieser Illustration zu erkennen ist die Rubrik «Unser Reisetagebuch», für das die Redaktion immer neue Ziele in Europa ansteuert. Schwerpunkt im ersten Heft: Belgien.

Während in Belgien 1962 noch rund 80 Prozent der Privathaushalte mit Kohle heizen, «tendieren Zentralheizungen in Wohnblocks, Industriegebäuden usw. deutlich zur Verwendung von Heizöl», berichtet die Redaktion. Ein wachsendes Geschäft, zum Beispiel für Chantier Houiller aus Brüssel, die dafür auf L 312, L 328 und LS 328 setzen. Ein wichtiges Argument für die Flotte mit dem Stern seien die Rationalisierung des Fuhrparks und der Dieselkraftstoff, so Betriebsleiter Weits: «Die Motoren unserer Lkw sind täglich von sieben Uhr bis Mitternacht pausenlos im Betrieb. 23 bis 25 Liter Dieselöl können Sie einem Verbrauch von 55 Litern Benzin gleichsetzen. […] Die Fahrzeuge werden im Sommer so gründlich überholt, daß während dieser enormen Beanspruchung im Winter keine Pannen auftreten können. Hier haben Sie», so Weits, «ein weiteres Argument für Mercedes‑Benz-Fahrzeuge. Wir haben bei Ihren Fahrzeugen tatsächlich so gut wie keine Pannen.»

Rationalisierung ist bei Chantier Houiller auch im Vertrieb Prinzip: Hausverwaltungen und Privathaushalte können ein Abonnement zur Öllieferung abschliessen. «Über jeden Abonnenten wird eine Karteikarte geführt, die erkennen läßt, wann Heizöl nachgefüllt werden muss. […] Man kann die Lieferungen so zusammenstellen, daß die Anwohner ganzer Straßenzüge der Reihe nach beliefert werden.»

«Wir haben bei Ihren Fahrzeugen so gut wie keine Pannen.»

Chantier Houiller‑Direktor Weits
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Das Heizölgeschäft wächst stetig, genau wie die Tankwagenflotte von Chantier Houiller.

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«Reparaturen? Darüber kann ich nichts sagen, weil ich bisher keine hatte.»

Marquis de Murga, Generaldirektor bei Acide Carbonique Pur

Völlig andere Flüssigstoffe transportiert Acide Carbonique Pur (A.C.P.): In fünf Fabriken stellt das Unternehmen Kohlensäure, Propangas und Butangas her. Die komprimierten Endprodukte liefern L 328 in ganz Belgien aus. Im Krieg seien noch amerikanische Fahrzeuge eingesetzt worden, erzählt Generaldirektor Marquis de Murga – man war froh, überhaupt Lkw zu haben. Aus Rationalisierungsgründen steigt A.C.P. auf Mercedes‑Benz um: «Die Nutzlast entspricht exakt einer Tageslieferung. Das spart Wege und hilft, Überstunden zu vermeiden», so der Marquis. Die Robustheit der Fahrzeuge zahlt ebenfalls auf die Entscheidung ein: «Reparaturen? Darüber kann ich nichts sagen, weil ich bisher keine hatte, obwohl die meisten Fahrzeuge 40.000 bis 50.000 Kilometer im Jahr zu leisten haben», so de Murga. Alles in allem sind die Lkw eine makellose Visitenkarte – und werden obendrein jährlich frisch lackiert!

«Les Patrons Charcutieres gilt als größte Fleischfabrik in Brüssel», so die «Transport»-Redaktion: Rund 540 Tonnen werden hier monatlich verarbeitet. Eine besondere Erwähnung wert ist ihr der «weltbekannte Ardenner Schinken als ganz besondere Spezialität» aus dem Hause. «Der Monatsumsatz der Firma entspricht 30 Millionen Franken. Und der gemeinsame Markt [gemeint ist die damals noch junge Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWG; die Redaktion] wird der Firma darüber hinaus noch zum Export verhelfen», so der Bericht weiter.

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Für grössere Transporte standen L 322, LP 322 und LP 312 bereit …

«Wir akzeptieren nicht die geringste Nachlässigkeit. Eben deshalb kaufen wir ja Mercedes‑Benz.»

Direktor Mertens, Leiter der Les Patrons Charcutiers
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… die Feinverteilung zum Einzelhandel oblag den L 319.

Etliche Lieferungen gehen bereits über die Grenze: «Ein Mercedes‑Benz Lkw vom Typ L 312 mit 4.600 kg Nutzlast beliefert durch regelmäßige Fahrten die belgische Armee in Deutschland mit Fleischwaren. ‚Dieses Fahrzeug reicht aber nicht‘, sagt Direktor Mertens. ‚Wir setzen drei große Mercedes‑Benz Fahrzeuge (L 322, LP 322 und LP 312) ein und dann noch zehn L 319‘.»

Die Begeisterung beruht auf Erfahrung: «Ein L 3500 Baujahr 1952 läuft noch täglich mit erstem Motor und einer Kilometerleistung von bis jetzt 513.000 Kilometern.» Mertens weiter: «Beim Kundendienst sind wir sehr anspruchsvoll, denn gerade bei Mercedes‑Benz akzeptieren wir nicht die geringste Nachlässigkeit. Eben deshalb kaufen wir ja Mercedes‑Benz.»

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Wie nur bringt man alles unter: «Bedingt durch das äußerst umfangreiche Produktionsprogramm der Daimler‑Benz AG sind wir leider nicht in der Lage, in jedem Heft das gesamte Programm zu behandeln. Sollten Sie über einen nicht beschriebenen Typ eine genaue Beschreibung wünschen, so bitten wir Sie, diese von uns anzufordern. Fragen irgendwelcher Art werden wir umgehend beantworten.» Immerhin: Eine Übersicht verschafft schon mal eine Vorstellung von der Fülle der Möglichkeiten.

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Euro VI war 1962 noch Zukunftsmusik – man nahm es mit Humor.

1962: Was die Welt noch bewegt.

Januar
Die Plattenfirma Decca lehnt die ersten Probeaufnahmen der britischen Popband «The Beatles» ab.

Februar
Die «Sunday Times» bringt als erste Zeitung eine farbige Beilage heraus.

Mai
Die Tiroler Alpen verändern sich: Infolge eines heftigen Blitzeinschlags stürzt der berühmte Fels «Wildes Männle» ein.

Juli
Der Satellit Telstar 1 gestattet erstmals eine TV‑Liveübertragung zwischen Amerika und Europa.

Juli
Andy Warhol präsentiert die «Campbell’s Soup Cans» – ein Meilenstein für die Pop‑Art-Bewegung.

Oktober
Der 26‑jährige Südafrikaner Frank Chalmers überquert mit einem 4,5 Meter langen Wellenbrett den Ärmelkanal von Dover nach Calais.

Fotos: Daimler Truck AG

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