Mit seinem Vater teilt Lauritz Harms die Leidenschaft für Oldtimer, schon als Schüler begann er am eigenen LPS 2232 zu schrauben. Mit dem 21. Geburtstag beginnt nun ein neues Kapitel.
Über Generationen hinweg.
Lauritz Harms hängt sich voll rein. Den LPS 2232 mitsamt dreiachsigem Auflieger zu wenden ist nicht ohne. Die Sattelzugmaschine, Baujahr 1973, hat zwar schon Servolenkung, aber das hier ist noch richtige Arbeit – auch wegen der für heutige Verhältnisse winzigen Außenspiegel.
Dass der 21‑Jährige am Lenkrad eines fast 50 Jahre alten Lkw sitzt, überrascht. Schließlich war der LP schon ein Oldtimer, als Lauritz Harms zur Welt kam. Doch wer die Familie kennenlernt, versteht ihn besser. Vater Uwe lebt die Leidenschaft für historische Lkw seit Jahrzehnten, und Lauritz war von Anfang an dabei. „Wenn es auf Tour ging, stand der Kindersitz auf der Beifahrerseite“, erinnert sich Uwe Harms.
Mit 16 wollte der Junior seinen eigenen Lkw restaurieren. Aber keinen Lkw aus seinen eigenen Kindertagen, das wäre ein Actros der ersten Generation gewesen – ein LP aus den 1970ern sollte es sein. Noch bevor Harms den Pkw‑Führerschein in der Tasche hatte, stand ein maschinengrüner LPS 2226 in der Garage der Familie. Sobald es möglich war, folgte der Führerschein Klasse C. Damit waren schon mal Fahrten mit einer abgelasteten Zugmaschine vom Vater drin. Der 21. Geburtstag kam dann quasi als Befreiungsschlag: Endlich darf Harms ohne Einschränkungen auch mit Auflieger fahren.
Der LPS 2226 jedoch ist mittlerweile kaum wiederzuerkennen. Die Wartezeit auf den „richtigen“ Führerschein hat der Youngster mit Fahrzeugmechatroniker-Ausbildung konsequent fürs „Schrauben“ genutzt!
Technik.
Baujahr:
1972
Motor:
OM 403
Hubraum:
15.950 cm3
Leistung:
235 kW (320 PS)
Zylinderanordnung:
V10
Getriebe:
ZF‑Synchrongetriebe S‑6‑90
Derselbe Lkw – und doch ein ganz anderer.
Zuerst fällt die Farbe auf: Im Farbton DB 7178 Grau lackiert reiht sich jetzt auch Lauritz Harms LPS in den Familienfuhrpark ein – die Farbe wählte schon der Urgroßvater für seine Lkw.
Doch damit nicht genug: Die Kabine tauschte Harms gegen die lange Version inklusive Schlafgelegenheit. Und sogar an das Herzstück machte sich der Oldtimerfan noch einmal. „Ein Getriebeinstandsetzer hatte einen OM 403 mit erst 9.000 Betriebsstunden abzugeben. Mit dem Standmotor hatte er lediglich seine Getriebe getestet.“ Da schlug der junge Harms zu und verwandelte den 2226 in einen 2232. Dass die korrekten Typenschilder auch noch aufzutreiben waren – Ehrensache. Lauritz Harms legt größten Wert darauf, dass alles in Originaloptik aufeinander abgestimmt ist.
„Im Hamburger Stadtverkehr mit dem Dreiachs-Auflieger – das ist schon ein echtes Erlebnis.“
Die ersten Kilometer liegen jetzt hinter dem jungen Hobby-Trucker, sogar durch den Hamburger Stadtverkehr hat er sich mit dem Dreiachs-Auflieger gekämpft. „Das ist schon ein echtes Erlebnis“, sagt Harms. Genau wie das Rangieren mit dem Oldtimer. Der Sattelzug parkt jetzt so, wie er sich es vorgestellt hat. Harms schaltet den V10 ab und steigt aus. Der Schriftzug auf den Vordertüren zeigt jedermann: Hier ist die nächste Generation Harms auf Achse.
Der LPS 2232.
Mit dem LPS 2232 startet 1970 in der kubischen Baureihe der V10‑Motor vom Typ OM 403. Die Kabine ist überarbeitet und lässt sich nun zu Servicezwecken kippen. Ein Jahr nach Kipper und Pritsche ist der Zehnzylinder auch in den Dreiachs-Sattelzugmaschinen erhältlich. Für den leichten Geländeeinsatz ist eine Version mit der Achsformel 6×4 verfügbar, bei der beide Hinterachsen angetrieben werden.
Fotos: Christoph Börries
Video: Alexander Tempel