Die Bergfahrt.
Transport Magazin

Die Bergfahrt.

Ein Arocs 2663 transportiert eine Mega‑Mulde in die Alpen.

Job in Tirol: Ein Team der Wacker GmbH transportiert wuchtige Ladungen auf über 2.000 Meter Höhe.

Alexander Pfänder schaut den Berg hinauf: „Das ist sicherlich kein Job wie jeder andere.“ Gemeint ist die gigantische Mulde eines Tagebau-Muldenkippers, die hier die Serpentinen hinauf soll. Es ist der letzte Transport eines Auftrags, bei dem die Wacker GmbH aus Filderstadt in den vergangenen Monaten Mulden und Chassis von Bremerhaven bis nach Südtirol zog. Erst oben, auf 2.000 Meter Höhe werden Chassis und Mulde zusammengesetzt. 

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Auf dem Parkplatz unten im Tal, auf dem Pfänder gerade steht, wird der Konvoi später am Abend den letzten Zwischenstopp vor der Bergfahrt einlegen. Jetzt mitten in der Woche ist er leer. Mit einem Mix aus alter Tankstelle und Schnellrestaurant erinnert der Rastplatz an ein amerikanisches Diner. Ein Oldtimer-Wrack macht hier seinen wohl letzten Job als Deko‑Stück. Ein beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer.

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„Der Lkw wird natürlich stark beansprucht. Wir brauchen hier ein extrem robustes Fahrzeug.“

Alexander Pfänder, Disponent bei der Wacker GmbH

Sechs Stunden später: Die Lichter des Konvois tauchen den Parkplatz in orangefarbenes Licht. Noch einmal checkt Fahrer Tobias Helbing seine Ladung. Die zurückliegenden 200 Kilometer auf der Autobahn waren nicht weiter kompliziert. Begleitfahrzeuge haben dafür gesorgt, dass um das Gespann herum genug Platz bleibt. „Da haben wir zwei Fahrstreifen für uns – die Autobahn ist wirklich nicht das Problem“, sagt Helbing. Aber jetzt sind starke Nerven gefragt.

Auf den 19 Kilometern bis zum Ziel liegen Abschnitte mit bis zu 16 Prozent Steigung, dazu Ortsdurchfahrten und Serpentinen: Die Tour hat es in sich. „Bei allen von uns ist permanent hohe Konzentration gefragt, speziell natürlich beim Fahrer“, sagt Disponent Pfänder, der jetzt in einem der Begleitfahrzeuge sitzt. „Der Lkw wird natürlich stark beansprucht. Wir brauchen hier ein extrem robustes Fahrzeug.“

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2000

Meter hoch liegt das Ziel des Konvois. Für den Arocs 2663 kein Problem. Mensch und Maschine haben dennoch ordentlich zu tun.

Die erste Kurve fährt der Arocs noch in Schrittgeschwindigkeit. In der zweiten ist er langsamer. Gut zu hören, wie der OM 473 arbeitet – die Power von 460 kW bleiben nicht geräuschlos. Auf dem Display vor Helbing leuchtet das Symbol der Turbo‑Retarder‑Kupplung auf. Diese wird in den nächsten 40 Minuten noch öfter zum Einsatz kommen. Das Gespann kriecht im Rangiermodus um die Linkskurve. Die Steilwand am Rand der Straße ist nun so nah, dass sie die komplette Sicht aus dem Fahrerhaus einnimmt. Das Lenkrad ist fast ganz eingeschlagen. Einer der Kollegen aus den Vans gibt per Funk durch, wie viel Platz hinten rechts noch bis zur Wand ist. Vorn sind es jetzt nur noch wenige Zentimeter … Helbing grinst: „Passt. Hat ja das letzte Mal auch geklappt.“ Als ob es immer so einfach wäre.

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Es ist Millimeterarbeit, die das Team hier Transport für Transport abliefert. Die Mulde ist fast sechs Meter breit, 18,50 Meter lang, 4,30 Meter hoch und 55 Tonnen schwer. Und immer wieder kommt noch was on top. Wetter, Dunkelheit, neue Hindernisse … Heute zumindest passt das Wetter, es ist fast schon Sommer. Helbing: „Als wir die ersten Fahrten hier hoch gemacht haben, war das auch schon mal kritischer. Schnee und Eis machen es nicht leichter. Sogar Wind kann die Tour beeinflussen, weil die Mulde dann eine große Angriffsfläche bietet.“ 

Der Konvoi erreicht den nächsten Ort. Noch so eine kritische Stelle, es wird wieder steiler. Ein Hausdach ragt bis in die Straße hinein. Schon wieder Zentimeterarbeit, und schon wieder geht es nur im Schritttempo vorwärts. Gleich im Anschluss erwartet das Team dann ein 400‑Meter‑Parcours aus Bäumen, Schildern und Natursteinmauern.

Am Ortsausgang bleibt der Lkw schließlich ganz stehen. Der Zaun an einem Rindergatter wird vorübergehend abgenommen. Er ist zu hoch, 1,10 Meter Platz lässt die Ladung bis zum Boden. Mit 5,90 Meter Breite ragt sie weit über die jetzt etwas engere Fahrbahn hinaus.

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Kilometer um Kilometer geht es die Serpentinen hinauf – und mitunter sehr steil wieder hinab. Helbing: „Auch wieder so eine Situation für die Turbo‑Retarder‑Kupplung, die Bremse brauche ich hier nicht.“

Am Ende eines intensiven Arbeitstages erreicht das siebenachsige Gespann den Parkplatz, wo die Mulde in den kommenden Tagen auf das Chassis montiert wird. Durch das offene Fenster weht ein frischer Wind, gut zehn Grad kälter als unten im Tal ist es hier oben. Auf den Hängen liegt noch Schnee. 

Abgekoppelt wird morgen. Alexander Pfänder bedankt sich beim Team, die Stimmung ist gut, die Aufgabe hervorragend gemeistert. Mit Tobias Helbing spricht er kurz über die kommende Woche. Er braucht ihn und den Arocs in Norddeutschland. Dann geht er ins Hotel. Er wird gut schlafen können. 

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Fotos: Matthias Aletsee
Video: Martin Schneider‑Lau

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